„Ein Tag der Toleranz und Liebe“
Dreieich ‐ Große Freude bei der Türkisch-Islamischen Gemeinde: Nach mehr als dreijähriger Planungs- und Umplanungszeit hatten sich die Mitglieder der Dreieicher Gemeinde gestern Nachmittag zur Grundsteinlegung für eine neue Moschee samt Vereinshaus an der Schlagfeldstraße eingefunden. Von Klaus Hellweg
Es war ein langer Weg, bis für die Gemeinde jetzt endlich der Zeitpunkt absehbar ist, zu dem sie ihre viel zu kleinen und fast schon unwürdigen Räume auf dem gleichen Grundstück Frankfurter Straße/Maybachstraße verlassen kann. Probleme mit der Nachbarschaft sind weitestgehend ausgeräumt, der Baukörper des Vereinshauses – es entsteht als erstes – ist aus Kostengründen geschrumpft, die zunächst geplante Tiefgarage gestrichen. Dennoch: Würden alle Arbeiten, so rechnet der Architekt Mustafa Ekiz (Frankfurt) vor, von Fachunternehmen ausgeführt, würde das Projekt rund 1,1 Millionen Euro kosten. Allerdings wird die Gemeinde sehr viele Eigenleistungen erbringen und nur den Rohbau einschließlich der Arbeiten für Heizung, Sanitär, Elektro und Fensterbau herstellen lassen. Doch auch der verschlingt rund 300.000 Euro.
Das Geld ist überwiegend aus Spenden zusammen gekommen – bei den Freitagsgebeten, beim Ramadan, aber auch der bundesweite Dachverband Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) hat geholfen, um Vereinshaus samt Moschee (sie wird ohne Minarett gebaut) auf dem 1000 Quadratmeter großen Areal – vor drei Jahren von der Volksbank ersteigert – finanzieren zu können.
Die gestrige Grundsteinlegung, bei der es im eigentlichen Sinn überhaupt keinen Grundstein gab, war eingebettet in eine zweitägige „Kermes“, eine unterhaltsame Feier im Freien mit Musik und jeder Menge kulinarischer Köstlichkeiten.
Grundsteinlegung mit prominentem Publikum
Die Grundsteinlegung selbst, zu der einige Hundert zumeist türkische Mitbürgerinnen und -bürger gekommen waren, hatte ein prominentes Publikum. Sefa Sahin, Dreieicher Vorsitzender der Türkisch-Islamischen Gemeinde, begrüßte den Bundesvorsitzenden der Ditib, Sadi Arslan, den Landesvorsitzenden Fuat Kurt, den türkischen Generalkonsul Ilhan Saygil und seinen Attachee für Religion, Seracettin Baytar. Gekommen waren Bürgermeister Dieter Zimmer ebenso wie etliche Stadtverordnete und Nachbarn sowie als Vertreter der katholischen Kirche der Sprendlinger Pfarrer Erik Wehner.
Sahin bezeichnete nach dem Abspielen der türkischen und der deutschen Nationalhymne die Grundsteinlegung als „Tag der Akzeptanz, der Toleranz und der Liebe“. Er erinnerte an die vielfältigen – auch sozialen – Aktivitäten des Vereins in den vergangenen 30 Jahren. Inzwischen hätten sie ein Ausmaß angenommen, dass die 1989 angemietete Halle mit Betraum, kleiner Küche und kleinem Büro längst nicht mehr ausreichten.
An Pfarrer Erik Wehner war es, Religionsfreiheit als „wesentliches Menschenrecht“ zu bezeichnen, die Pfarrgruppe Dreieich-Sprendlingen stehe dem Bau der Moschee aufgeschlossen gegenüber. Der Ditib-Landesvorsitzende Fuat Kurt seinerseits versicherte, die Türkisch-Islamische Gemeinde wolle mit dem Bau der Moschee „keine Macht ausüben und die Bürger nicht befremden.“